„Geopolitische Spannungen gefährden Fortschritte der Energiewende“ – Erneuerbare Energien werden zum Haupttreiber der Nachfrage nach kritischen Mineralien.
Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat einen neuen Bericht zur Geopolitik kritischer Rohstoffe veröffentlicht, in dem sie eine erhebliche geografische Konzentration in den Lieferketten feststellt. Die Agentur fordert politische Entscheidungsträger und Behörden auf, gemeinsame Strategien zur Sicherung der Energiewende zu finden. Versorgungsunterbrechungen könnten deren Fortschritt kurz- und mittelfristig behindern, da der Abbau und vor allem die Veredelung der benötigten kritischen Mineralien auf bestimmte Länder konzentriert seien, heißt es in dem Report (PDF).
Die Agentur nennt „externe Schocks, Ressourcennationalismus, Exportbeschränkungen, Mineralienkartelle, Instabilität und Marktmanipulation“ [Übersetzung Rohstoff.net] als Beispiele, die die weltweite Versorgung mit kritischen Rohstoffen möglicherweise erheblich behindern könnten. Der Generaldirektor von IRENA, Francesco La Camera, betonte weiter, dass „die Energiewende zu einem Haupttreiber der Nachfrage nach kritischen Mineralien werden wird.“ [Übersetzung Rohstoff.net]
Verarbeitung von Rohstoffen stark konzentriert – Reserven weiter verstreut
Um mögliche Unterbrechungen der Versorgungskette zu verringern, spricht sich IRENA dafür aus, die Erkundung bekannter, aber noch nicht erschlossener Vorkommen in der ganzen Welt zu fördern. Der Agentur zufolge gebe es keine Knappheit an kritischen Mineralien – vielen Ländern fehle es jedoch an den notwendigen Abbau- und Veredelungskapazitäten, heißt es in dem Bericht weiter. Bolivien beispielsweise verfüge über 21 Millionen Tonnen Lithiumreserven (PDF) – mehr als jedes andere Land –, produzierte aber 2022 weniger als ein Prozent des weltweiten Angebots. Länder wie Bolivien könnten ihre Bodenschätze nutzen, um ausländische Investitionen in ihre Industrie anzuziehen und so die geopolitischen Risiken für Länder, die von einzelnen Handelspartnerschaften abhängig sind, zu mindern.
Auch die Produktion von Nickel ist stark auf Indonesien (PDF) konzentriert. Seit 2009 hat das asiatische Land schrittweise Maßnahmen ergriffen, um die Ausfuhr von rohen Nickelerzen zu beschränken und die Veredelungsschritte innerhalb seiner Grenzen zu halten. Der U.S. Geological Survey geht davon aus, dass die USA über gleich große Reserven wie das asiatische Land verfügen, aber nur einen Bruchteil seiner Produktion. Anreize für den Abbau und die Verarbeitung von geografisch konzentrierten Rohstoffen könnten die Lieferketten daher widerstandsfähiger machen.
Gallium- und Germaniumbeschränkungen – ein Symptom für geopolitische Risiken
Die jüngste Ankündigung Chinas, Ausfuhrbeschränkungen für Gallium- und Germaniumprodukte zu verhängen, hat die Befürchtung genährt, dass die Handelsstreitigkeiten weiter eskalieren und es in der Folge zu Beschränkungen oder sogar völligen Ausfuhrverboten für wichtige Mineralien kommen könnte. Auf die Volksrepublik entfallen rund 60 Prozent der weltweiten Produktion von Seltenen Erden und 90 Prozent der nachgelagerten Raffinationsschritte. Aufgrund dieser Konzentration sind andere Länder zunehmend von China abhängig, wenn es darum geht, ihre Energiewende erfolgreich zu gestalten und High-Tech-Anwendungen zu produzieren, die Seltene Erden enthalten.
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